Wir haben ein Wasserproblem!

Es fehlt in Brandenburg überall an Wasser. Als eines der niederschlagsärmsten Bundesländer werden hier regionale  Grundwasserrückgänge von bis zu 1,20 Meter verzeichnet. Nicht nur die drei Dürrejahre 2018-2020 haben uns den Wassermangel drastisch vor Augen geführt. Seit Jahrzehnten sinken vielerorts  die Grundwasserstände, insbesondere aber seit 2010. Das ist regional unterschiedlich, in höher gelegenen Gebieten wie etwa dem Hohen Fläming ist dies natürlich dramatischer als in Niederungen.

Hohe Lufttemperaturen, die zu einer hohen Verdunstungsrate führen, sowie zu geringe Niederschläge kennzeichnen die Sommermonate. Dagegen fallen die Niederschläge im Winter zu gering aus. Dies wirkt sich insgesamt negativ auf den Wasserhaushalt aus. Durch die verminderte Grundwasserneubildung werden die natürlichen unterirdischen Speicher nicht aufgefüllt. Dieser Trend vollzieht sich schleichend über mehrere Jahre und Jahrzehnte.
 
Zwar kann es durch die Klimakrise neben Dürren auch zu regional begrenztem Starkregen kommen. Die haben aber kaum Einfluss auf das Grundwasser. Der Bedarf an Wasser steigt deutlich, für Industrieansiedlungen, die Trinkwasserversorgung und auch die vermehrte Bewässerung landwirtschaftlicher Kulturen. Wasser das in den Brandenburger Haushalten aus dem Hahn kommt, wird zu über 95 Prozent aus Grundwasser gewonnen, was im Bundesvergleich viel ist. 

Wo ist das Grundwasser gefährdet?

Eggersdorf/Grünheide
Luchsee
Reppinichen
Großer Seddiner See
Straussee

Hier werden die Probleme deutlich...

Eggersdorf / Grünheide (Mark)
Landkreis Oder-Spree

Die durch o.g. Faktoren angespannte Wassersituation wird durch Ansiedlungen stark wassernutzender Industrieanlagen wie die Tesla-Gigafactory in Grünheide noch verschlimmert. Naturschützer und Anwohner befürchten, dass durch eine erhöhte Wasserentnahme die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung und das nahegelegene europarechtlich geschützte Naturschutzgebiet “Lange-Damm-Wiesen und Unteres Annatal bei Strausberg“ stark beeinträchtigt werden. Umweltverbände kritisieren das mangelhafte Genehmigungsverfahren für die Erhöhung der Wasserentnahme um mehr als 1,2 Mio. m³ auf 3.759.500 Kubikmeter im Jahr. Das genehmigende Landesumweltamt hat weder eine qualifizierte Umweltverträglichkeitsprüfung bzw. eine sogenannte FFH-Verträglichkeitsprüfung durchgeführt noch einen Fachbeitrag zur Wahrung des Verschlechterungsverbots nach der Wasser-Rahmenrichtlinie (WRRL) eingeholt. Kritisiert wird auch die Verwendung alter Grundwasserdaten. Für die Betrachtung der Auswirkungen müssen neuere Daten oder gar wissenschaftlich erhobene Prognosen einfließen.

Luchsee, Krausnick
Landkreis Dahme-Spreewald

Seit ca. 25 Jahren geht der Wasserstand hier immer schneller zurück, so dass 2020 der eigentliche Luchsee inmittendes Biosphärenreservats Spreewald völlig austrocknete. In einem Gutachten des Landesumweltamtes von 2020 zum Luchsee wird die Schuldfrage trotz fehlender Grundlagendaten auf die Klimakrise geschoben. Erhöhte Sonneneinstrahlung und fehlende Niederschläge sollen demnach die alleinige Ursache für das Austrocknen des Sees sein. Würde man dem Glauben schenken, so könnte das weniger als 2 Kilometer entfernte Wasserwerkes Krausnick weiterhin ohne jede FFH-Verträglichkeitsprüfung nicht nur die umgebenden Ortschaften sondern auch das wasserhungrige Tropical Islands versorgen. Der NABU wollte es genauer wissen und hat DHI WASY mit der Erstellung eines Fachgutachtens beauftragt. Das kommt zu der Schlussfolgerung, dass eine negative Beeinflussung der Grundwasserförderung der Wasserfassung Krausnick auf den Luchsee nicht ausgeschlossen werden kann.

Reppinichen bei Wiesenburg/Mark
Landkreis Potsdam-Mittelmark

In Reppinichen besteht für einen Landwirtschaftsbetrieb seit 2018 eine Genehmigung für eine Grundwasserentnahme aus 50 bis 80 Meter Tiefe von jährlich 600.000 m³ Grundwasser zur Bewässerung von 460 Hektar Ackerflächen auf einer Hochfläche. Diese ist das Quellgebiet der Buckau. In den Niederungen lassen sich bereits sinkende Grundwasserstände nachweisen, zumal dort seit über 30 Jahren Grundwasserförderungen stattfinden. Es ist nicht auszuschließen, dass die Grundwasserentnahme auf das europäische Schutzgebiet „Buckauoberlauf und Nebenfließe“ negative Auswirkungen hat. Eine FFH-Verträglichkeitsprüfung fehlt. Die wasserrechtliche Erlaubnis berücksichtigt nur die Grundwassersituation aus den Jahren 1981-2010. Zur Abschätzung einer Erlaubnis hätten neuere Grundwassermessdaten zu Grunde gelegt und der Einfluss des Klimawandels berücksichtigt werden müssen.

Großer Seddiner See
Landkreis Potsdam-Mittelmark

Der Seddiner See ist ein v.a. grundwassergespeister See in der gleichnamigen Gemeinde, dessen Normalpegelstand in den vergangenen Jahrzehnten um fast 1,50 m zurück gegangen ist. Der Zustand ist dramatisch: die Röhrichtbestände an den Ufern sind abgetrocknet und wichtige Laichräume für Fische verloren gegangen. Über 50 m hat sich die Uferkante zurück gezogen. Die bestehenden Stege der Seegrundstücke erreichen das Wasser nicht mehr, sodass die Boote im Sand liegen. Nach Schätzungen des Instituts für angewandte Gewässerökologie sind 60-70 % der Ursachen für den Wasserverlust klimabedingt, die restlichen Anteile nutzungsbedingt. So zählen neben der wachsenden Bevölkerung in der Region die landwirtschaftliche Nutzung (v.a. Spargel- und Blaubeerenanbau) sowie ein Golfclub als große Wasserverbraucher der Region. Zugleich verbleibt das Brauchwasser nicht in der Region, sondern wird über die Kläranlage Beelitz gereinigt und der Nieplitz zugeführt.

Straussee bei Strausberg
Landkreis Märkisch-Oderland

Beim Straussee wurde seit 2013 ein sinkender Wasserpegel von einem Meter festgestellt. Ein Gutachten von 2020 weist auf eine Überlagerung mehrerer Faktoren hin. Neben der Abnahme des Niederschlags (insbesondere des Winterniederschlags) sowie die Zunahme der Sommertemperaturen und mit einer erhöhten Verdunstung wirken auch gestiegene Grundwasserentnahmen in der Region auf die Wasserstände des Sees. Eine Taskforce soll nun die im Gutachten beschriebenen Maßnahmen umsetzen und begleiten. Die Stadtverwaltung will nun in einer Machbarkeitsstudie prüfen, ob Grubenwasser aus dem etwa 15 Kilometer entfernten Tagebau in Rüdersdorf (ebenfalls Märkisch-Oderland) genutzt werden kann, um den Wasserstand des Straussees zu stabilisieren.

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